Das neue Container-Terminal Südwestfalen der Kreisbahn Siegen-Wittgenstein ist heute im Rahmen einer Eröffnungsfeier auf dem Betriebsgelände in Kreuztal im Beisein von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Logistik offiziell eröffnet worden. „Mit dem Container-Terminal fügen wir der heimischen Infrastruktur einen ganz bedeutenden Baustein hinzu“, betonte Landrat Andreas Müller, Aufsichtsratsvorsitzender der Kreisbahn, vor den zahlreichen Gästen: „Für die verladende Wirtschaft bedeutet das Terminal eine wesentliche Verbesserung ihrer Logistikaktivitäten. Sie hat jetzt eine leistungsfähige Umschlaganlage für Container, Wechselbrücken und Sattelauflieger im kombinierten Verkehr direkt vor der Haustüre. Bisher mussten mindestens 80 bis 120 Kilometer zurückgelegt werden, um ein vergleichbares Terminal zu erreichen.“
Partner der Kreisbahn beim Betrieb des Terminals ist die Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr mbH & Co. KG mit Sitz in Frankfurt am Main. Als Marktführer im kombinierten Verkehr Straße-Schiene in Europa besitzt das Unternehmen ein jahrzehntelanges Know-how in der Organisation und Vermarktung intermodaler Schienenverkehre und bietet in seinen Netzwerken 170 Zugabfahrten pro Nacht durch Deutschland und Europa an. Ein wichtiges begleitendes Geschäftsfeld ist der Betrieb von Terminals. Kombiverkehr Geschäftsführer Armin Riedl kündigte an, dass der erste Zug am 15. Januar von Kreuztal aus auf Fahrt gehen wird. Ziel ist Verona in Norditalien. Initialkunde ist das Unternehmen Gruber Logistics mit Sitz in Auer (Südtirol), das in Kreuztal über eine Niederlassung verfügt. Der dreimal pro Woche und Richtung verkehrende Shuttlezug wird ein offenes Zugprodukt sein, dass von weiteren Speditions- und Logistikunternehmen genutzt werden kann.
Landrat Müller verwies auch auf die ökologische Bedeutung des Container-Terminals: „Transporte von Gütern über die Schiene sind ökologisch deutlich sinnvoller als durchgehende LKW-Transporte, denn durchschnittlich werden rund Zweidrittel CO2-Ausstoß vermieden. Mit dem Container Terminal haben wir nun die Voraussetzung geschaffen, dass Unternehmen in der Region über die Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene nachdenken, weil es praktikabel und wirtschaftlich ist sowie auch ökologisch Sinn macht.“
Bund beteiligt sich an Investitionskosten
Baubeginn für das Container-Terminal Südwestfalen war im August 2015. Die Anlage ist insgesamt 18.500 Quadratmeter groß. Es gibt zwei Umschlaggleise, die je 225 Meter lang sind, sowie ein 191 Meter langes Abstellgleis. 22.000 Kubikmeter Bodenmaterial mussten entsorgt werden, 13.500 Kubikmeter Bodenmaterial wurden verbaut. Insgesamt wurden fast 13.000 Quadratmeter Betonoberflächen hergestellt. Die Gesamtfläche der Lärmschutzwände beträgt 3.900 Quadratmeter. Es gibt sie in unterschiedlichen Höhen zwischen 4 und 13 Metern. Mit den mobilen Umschlaggeräten können rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche bis zu 45.000 Ladeeinheiten pro Jahr umgeschlagen werden. Rund 10,5 Millionen Euro hat die Kreisbahn in das Container-Terminal Südwestfalen investiert. Der Bund hat das Projekt mit 7,5 Millionen Euro unterstützt. Ministerialdirigent Johannes Wieczorek als Vertreter des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur verwies in seiner Rede darauf, dass das Terminal in Kreuztal die Wettbewerbsfähigkeit der Region und damit auch des Standortes Deutschland erhöhe. Logistik sei Schlüssel zu Wachstum und Arbeit in unserem Land: „Kreuztal ist ein Best-Practice-Beispiel für den Kombinierten Verkehr. Hier wird moderne und hocheffiziente Logistik erlebbar. Güterverkehr und die Logistik sind das Rückgrat unserer hochgradig arbeitsteilig produzierenden Volkswirtschaft! Sie sind ein bedeutender Faktor für unseren wirtschaftlichen Erfolg und nachhaltigen Wohlstand!“
Kreisbahn leistete Pionierarbeit beim Bau
Der Landrat informierte die anwesenden Gäste darüber, dass die Kreisbahn beim Bau des Container-Terminals Pionierarbeit leisten musste. Die Richtlinien der DB Netz AG für Abstell- und Umschlagflächen, auf denen die mobilen Umschlaggeräte fahren, hatten sich anderorts als nicht mehr praxistauglich erwiesen. „Denn hier treten Belastungen auf, die es sonst nur auf Landebahnen für den Airbus A 380 gibt“, erinnerte Andreas Müller: „Also mussten wir Grundlagenarbeit leisten. Dazu haben wir Professor Stephan Freudenstein von der Technischen Universität München mit ins Boot geholt – ein absoluter Fachmann für die Konstruktion von Straßen- und Eisenbahnoberbausystemen und Flugbetriebsflächen. Er hat für uns neu gerechnet: mit dem Ergebnis, dass wir die Verkehrsflächen nun durchgehend in 48 Zentimeter dickem Beton hergestellt haben“, so Müller. „Die von Freudenstein angelegten Bemessungskriterien werden auch in die Überarbeitung der entsprechenden Richtlinien einfließen“.
Hohe Investitionen, um Belastungen der Anwohner möglichst gering zu halten
Der Landrat ging in seiner Rede auch auf die Belastungen der Anwohner durch den Bau und Betrieb des Container-Terminals ein: „Gerade hier beim Container-Terminal haben wir in einem guten Dialog mit den Anwohnern im Hinblick auf Lärmschutz- und andere Maßnahmen sehr viel unternommen, um die Belastungen so gering wie möglich zu halten“, betonte Müller. Rund 20 Prozent der Investitionssumme sei dazu verwendet worden, die Belastungen für die Anwohner zu minimieren.
Gleichzeitig verwies der Landrat aber darauf, dass Arbeiten und Wohnen in Siegen-Wittgenstein schon seit Jahrzehnten auf engem Raum direkt nebeneinander stattfindet: „Das ist die Basis unseres Wohlstandes. Wir haben es auch immer gut hinbekommen, die unterschiedlichen Interessen zu bedenken, zu berücksichtigen und auszugleichen.“
Kreuztal: einer der effizientesten Verkehrsknotenpunkte in Südwestfalen
Unterm Strich waren sich die Gäste der Eröffnungsveranstaltung des Container-Terminals einig: Die moderne Umschlagtechnik und die reibungslose Verbindung von Straße und Schiene machen die Anlage in Kreuztal zu einem der effizientesten Verkehrsknotenpunkte in Südwestfalen. Das Terminal ist der einzige Standort am südlichen Ende des Rhein-Ruhr-Gebietes, der ohne Nutzung der Rheinstrecke mit dem Ladeeinheiten-Profil P400 angefahren werden kann. Nach Fertigstellung des Spessarttunnels ist jetzt die Strecke über Siegen die schnellste P400-Verbindung Richtung Süden.