Ab sofort dreimal pro Woche Direktverbindung zwischen Kreuztal und Verona
Heute ist es soweit: In der Nacht zu Dienstag wird der erste Zug vom neuen Container-Terminal Südwestfalen in Kreuztal auf die Reise gehen: ab sofort verbinden drei Direktzüge pro Woche das Siegerland mit Verona in Norditalien. Für die Kreisbahn Siegen-Wittgenstein (KSW) bricht damit ein neues Zeitalter an, betonte Landrat Andreas Müller, Vorsitzender des Aufsichtsrates der KSW, bei einem Ortstermin.
Mit nur 38 Stunden Laufzeit eröffnet der Zug Spediteuren und Transporteuren die Möglichkeit eines schnellen und überaus umweltfreundlichen Transportes von Waren und Gütern zwischen den Wirtschaftszentren in Südwestfalen und den Metropolregionen Stuttgart und Verona. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Stärkung unserer Industrieregion Nummer 1 in NRW und tragen massiv zum Umweltschutz bei. Denn der Transport von Gütern per Bahn ist bedeutend klimafreundlicher als reine LKW-Transporte“, unterstreicht der Landrat: „Zudem entlasten wir die ohnehin chronisch verstopften Autobahnen“.
Partner der KSW beim Betrieb des Container-Terminals ist die Kombiverkehr KG, Europas größter Anbieter für die Realisierung intermodaler Verkehre. Mit dem neuen Angebot steigert das Frankfurter Unternehmen das Leistungsangebot von und nach Italien via Brenner auf insgesamt 148 Zugabfahrten pro Woche.
„Um ein kundenfreundliches Angebot bereitzustellen, haben wir alles darangesetzt, den Wunschfahrplan der zukünftigen Nutzer weitestgehend zu realisieren“, erklärt Kombiverkehr Geschäftsführer Robert Breuhahn. Aufgrund der hohen Belegung sowohl des Terminals Verona Quadrante Europa als auch der italienischen Trassen sei dies nicht ganz einfach gewesen, aber letztendlich doch gelungen: „An fast allen Verkehrstagen sprechen späte Annahmeschluss- und frühe Bereitstellungszeiten für die Attraktivität unseres neuen Angebotes.“
Zudem verknüpfe die neue Strecke zwei Gegenden, die auch wirtschaftlich gut zusammenpassen: „Eine klassische Stahl verarbeitende Region mit einer, die viel Stahl empfängt und versendet“, sagt Christian Betchen, Geschäftsführer der Kreisbahn Siegen-Wittgenstein. Dass der neue Zug von Anfang an grenzüberschreitend unterwegs ist, sei zudem ein absolutes Alleinstellungsmerkmal im ein- und ausgehenden Schienengüterverkehr in Siegen-Wittgenstein, betont Betchen, was ihn zusätzlich freue.
Zu den ersten Unternehmen aus der Region, die das Container-Terminal mit ihren Speditionspartnern nutzen, gehören die Erndtebrücker Eisenwerke (EEW). Ingo Roth, Leiter Logistik, betont dass das Unternehmen als inhabergeführter Weltmarktführer in der Herstellung von Großrohren aus Stahl eine ausgeprägte Affinität zum Schienengüterverkehr habe: „Das neue Container-Terminal eröffnet unseren Transportdienstleistern ab sofort Synergien durch kürzere LKW-Umläufe zu unserem Wittgensteiner Werk und wir profitieren von den höheren Ladungsgewichten im kombinierten Verkehr“, so Roth: „Umso mehr freut es uns, dass die erste Direktzugverbindung nach Verona für uns auch noch zum richtigen Ziel führt. Wir können damit nämlich Teile für ein Pipeline-Projekt im mittleren Osten intermodal ans Ziel bringen. Denn dieses Projekt ist der größte Auftrag unserer Unternehmensgeschichte.“
Auch die EMW Stahl Service GmbH in Neunkirchen nutzt den neuen Zug. „Über die KSW-Infrastruktur der Freien Grunder Eisenbahn sind wir an das bundesdeutsche Schienennetz angebunden“, sagt Geschäftsführer Michael Mockenhaupt: „Mit dem Container-Terminal der KSW und der neuen Direktzugverbindung von Kombiverkehr nach Verona haben wir nun die Möglichkeit, Versandmengen in wettbewerbsfähigen Laufzeiten über die Schiene zu transportieren. Dass wir dabei mit jedem auf dieser Zugverbindung transportierten Trailer auch noch die CO2-Emissionen um 2/3 gegenüber dem durchgehenden Straßentransport reduzieren, ist ein großer Vorteil des Intermodalverkehrs.“ Die neue Direktverbindung verkehrt nach einem festen Fahrplan. In Richtung Nord-Süd können Spediteure und Logistikunternehmen ihre Ladeeinheiten montags, mittwochs und freitags ab Kreuztal und Kornwestheim versenden. Auch in der Gegenrichtung ab Verona sind Montag, Mittwoch und Samstag die regulären Verkehrstage.
Kreisbahn und Kombiverkehr setzen darauf, noch weitere Unternehmen von den Vorzügen des kombinierten Transportes auf Straße und Schiene zu überzeugen. Ein Pluspunkt ist z.B. das höhere Ladungsgewicht. Denn im Vergleich zum reinen LKW-Transport sind im Vor- und Nachlauf zu den Terminals 44 Tonnen Gesamtgewicht zulässig – also 10 % mehr als im reinen LKW-Verkehr.
Hinzu kommt: Der Zugverkehr ist von Sonn- und Feiertagsfahrverboten befreit. Und auch in personeller Hinsicht biete der Transport über die Schiene Vorteile: „In der heutigen Zeit des Fachkräftemangels ist es sicherlich einfacher, Fahrer zu finden, die nur kurze Strecken fahren, als solche, die im Fernverkehr ihr Leben im Lkw verbringen wollen“, sagt Christian Betchen.
Gleichwohl warten auf die Betreiber des Südwestfalen Container-Terminals noch einige Herausforderungen. „Die größte wird sein, dass wir Aufklärungsarbeit zu leisten haben, um eine Region, die kombinierten Verkehr nicht gewohnt ist, erst einmal dafür zu gewinnen“, meint Christian Betchen. Für die Verlader, die im Ruhrgebiet oder Rhein-Main-Neckar-Delta beheimatet sind, wo es seit 20 oder 30 Jahren intermodale Angebote gibt, sei dies etwas ganz Normales. Bei den mittelständischen Verladern im Siegerland sehe das jedoch noch anders aus. „Da gibt es eine gewisse Grundskepsis. Ich denke, dass wir sie aber jetzt mit einem guten Start überzeugen können“, ist der Diplom-Betriebswirt optimistisch.
Das neue Container-Terminal der Kreisbahn Siegen-Wittgenstein wurde Mitte September 2018 auf dem Betriebsgelände in Kreuztal im Beisein von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Logistik offiziell eröffnet. Es ist insgesamt 18.500 m² groß, hat zwei Umschlaggleise, die je 225 m lang sind, sowie ein 191 m langes Abstellgleis. Die moderne Umschlagtechnik und die reibungslose Verbindung von Straße und Schiene machen die Anlage in Kreuztal zu einem der effizientesten Verkehrsknotenpunkte in Südwestfalen.
Das Terminal Kreuztal ist der einzige Standort am südlichen Ende des Rhein-Ruhr-Gebietes, der ohne Nutzung der Rheinstrecke mit dem Ladeeinheiten-Profil P400 angefahren werden kann“, betont Geschäftsführerkollege Armin Riedl. „Mit dem Shuttlezug von und nach Verona haben wir nun den Grundstein für eine erfolgreiche Entwicklung des Terminals gelegt.“